Kolorektales Karzinom / Dickdarm-Krebs
 
Das kolorektale Karzinom (Krebs des Dickdarms und Enddarms) stellt das zweithäufigste Karzinom bei Mann und Frau dar und tritt meist zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf. Die ersten Symptome sind häufig unspezifisch. Es kommt zu peranalen Blutabgängen sowie Unregelmäßigkeiten oder Veränderungen beim Stuhlgang. Diagnostiziert wird das kolorektale Karzinom mittels Darmspiegelung (Koloskopie) und Entnahme von Gewebeproben. Im Falle der Unpassierbarkeit des Tumors durch das Endoskop ist eine Röntgenuntersuchung des Dickdarmes durch einen Einlauf mit Kontrastmittel möglich.
Zur weiteren Diagnostik gehört auch eine Computertomographie (Schichtaufnahme) des Bauchraumes bzw. eine Ultraschalluntersuchung sowie eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs. Hierbei können mögliche Fernabsiedlungen des Tumors (Metastasen) erkannt werden.
 
Therapie des Kolonkarzinoms
Die Therapie der Wahl des Kolonkarzinoms (Dickdarm-Krebs) ist die chirurgische Entfernung des Tumors mitsamt den abführenden Lymphbahnen und Lymphknoten. Dabei wird der tumortragende Darmteil entfernt und die beiden Darmenden wieder miteinander über eine Naht (Anastomose) verbunden. Das exakte Operationsverfahren hängt von der Ausdehnung und Lokalisation des Tumors ab. Hierfür gibt es klar definierte und standardisierte onkologische Operationen wie z.B. die Hemikolektomie rechts (Entfernung des rechtseitigen Dickdarms) oder die Transversumresektion (Entfernung des querverlaufenden Dickdarms). Die Anlage eines künstlichen Darmausganges (Stoma) ist in der Regel nicht erforderlich.
 
Therapie des Rektumkarzinoms
Bei Rektumkarzinomen (Enddarm-Krebs) erfolgt die Entfernung des tumortragenden Enddarms (Rektumresektion). Dabei wird zusätzlich das umgebende Weichgewebe mit den zugehörigen Lymphbahnen und Lymphknoten entfernt. Dieses als totale mesorektale Exzision (= TME) bezeichnete Verfahren hat seit seiner Entwicklung vor 20 Jahren die chirurgische Therapie des Rektumkarzinoms revolutioniert. Durch die komplette Entfernung des Tumors mit den Lymphbahnen wird die Gefahr des Wiederauftretens der Tumorerkrankung (Rezidiv) wesentlich verringert. Damit wird die Prognose des Patienten – d.h. die Überlebensaussichten nach der Operation - wesentlich verbessert.
Bei der sehr anspruchsvollen Präparation im Rahmen der total mesorektalen Exzision (TME) werden die Nervenstränge geschont, die für die Versorgung der Blase und der äußeren Geschlechtsorgane verantwortlich sind. Hierdurch lassen sich Blasen- und Sexualfunktionsstörungen deutlich vermindern. Aufgrund der TME ist die kontinenzerhaltende Operation (Schließmuskelerhalt) immer häufiger möglich. Zum Schutze der Nahtverbindung (Anastomose) im unteren Rektumdrittel ist die Anlage eines zeitweiligen künstlichen Darmausgangs (protektives Stoma) oft sinnvoll. Dieser Ausgang kann in der Regel nach 3 Monaten in einer kleineren Operation zurückverlegt werden. Ist der Abstand zum Schließmuskel jedoch zu gering, muss auch der Schließmuskel mitentfernt werden (Abdominoperineale Rektumexstirpation). Hier dürfen keine onkologischen Kompromisse gemacht werden.
 
Anschlusstherapie
In einigen Fällen wird nach der Entfernung eines kolorektalen Karzinoms eine zusätzliche Chemo- oder Strahlentherapie durchgeführt. Ob eine solche Anschlusstherapie empfehlenswert ist – und wenn ja, welche – hängt von dem genauen Tumorstadium ab (Größe des Tumors, Anzahl der befallenen Lymphknoten, Vorhandensein von Fernabsiedlungen). Eine wöchentliche interdisziplinäre Tumorkonferenz – unter Teilnahme des Operateurs, weiterer Chirurgen, Onkologen und Strahlentherapeuten – berät individuell jeden einzelnen Fall und spricht eine Empfehlung für eine weitere Therapie aus. Diese wird dann in weiteren Gesprächen dem Patienten und seinen Angehörigen ausführlich erklärt. Danach wird gemeinsam mit dem Patienten das weitere Vorgehen festgelegt.
 
Multimodale Therapien
Die Qualität der Erstoperation beim Kolon- und Rektumkarzinom entscheidet in allen Lokalisationen über die Langzeit-Ergebnisse und die Prognose. Es muss äußerst sorgfältig vorgegangen werden, damit die Tumoren unter ausreichender Mitentfernung der zugehörigen Lymphbahnen und ohne Verstreuung von Tumorzellen entfernt werden. Bei Tumoren in der Nähe des Schließmuskels kann in sehr erfahrenen Zentren (Darmzentren) heute in vielen Fällen doch noch der Erhalt des Muskels erreicht werden. Hierzu sind jedoch gut geplante Zusatz-Therapien, meist Bestrahlungstherapien erforderlich. Es ist eine enge Zusammenarbeit mit Strahlentherapeuten und internistischen Onkologen erforderlich (multimodale Therapie). Durch die Lage im kleinen Becken kann das Rektumkarzinom rasch in andere Organe oder Strukturen einbrechen wie z.B. die Blase, die Prostata oder das Steißbein. Auch im Falle einer solchen Infiltration ist wie bei sehr tief sitzenden Karzinomen in der Nähe des Schließmuskels ein multimodales Therapiekonzept ratsam. Dadurch kann die Chance einer kurativen (heilenden) Operation deutlich erhöht werden. Besteht der Verdacht auf eine Lymphknotenbeteiligung bzw. einen Tumordurchbruch der Darmwand, so ist die Durchführung einer Strahlentherapie vor der Operation, z.B. nach einem Kurzzeitschema (5x5 Gy über eine Woche) geeignet, die Häufigkeit von Lokalrezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung) deutlich zu senken.